Bei vielen Autofahrern steht nun im April wieder der Reifenwechsel an. Unser Tipp: Jetzt prüfen, ob die Sommerreifen überhaupt noch gut sind. Was sonst noch zu beachten ist.
Soviel vorweg: Wenn die alten Reifen ungleichmäßig abgefahren sind, muss man unbedingt eine Kfz-Werkstatt aufsuchen. Nur ein Fachmann kann die Ursachen feststellen. Sind die Reifen jedoch gleichmäßig abgefahren, lässt sich sehr leicht selbst herausfinden, ob sie für die neue Sommerreifen-Saison noch taugen.
Profiltiefe
Bei Reifen schreibt der Gesetzgeber 1,6 Millimeter an Profiltiefe vor. Fachleute sind sich einig, das ist viel zu wenig: Mindestens 3 Millimeter bei Sommerreifen und 4 Millimeter bei Winterreifen sollten es schon sein. Um die Profiltiefe von Reifen zu messen gibt es Reifentiefenmesser . Digitale Varianten messen auf den zehntel Millimeter genau. Es gibt aber einen ganz einfachen Trick, um selbst festzustellen, ob die Profiltiefe ausreicht. Der goldene Rand einer 1-Euro-Münze ist 3 Millimeter hoch. Um die Profiltiefe des Sommerreifens zu messen, steckt man die Münze in die großen Profilrinnen in der Mitte des Reifenprofils. Ragt der goldene Rand hervor, wird die empfohlene Mindestprofiltiefe unterschritten. Dann sollte man neue Reifen kaufen.
Reifenalter
Das Alter eines Autoreifens lässt sich über die DOT-Nummer ermitteln. In einem ovalen Feld sind vier Ziffern eingeprägt. Die ersten beiden stehen für die Kalenderwoche, die letzten beiden für das Jahr. Folglich besagt die DOT-Nummer 4814 auf unserem Foto, dass der Reifen in der 48ten Kalenderwoche des Jahres 2014 gefertigt wurde.
Der Gesetzgeber hat zwar für Autoreifen kein Verfallsdatum festgelegt, doch weist die DEKRA darauf hin, dass die Qualität eines Reifens nach sechs Jahren deutlich abnimmt. Das Material beginne auszuhärten, spröde und rissig zu werden. Es steige die Gefahr, dass sich die Lauffläche ablösen kann. Spätestens bei einem Reifenalter von zehn Jahren ist der Reifenwechsel dringend geboten. Da sind sich die Fachleute von TÜV, DEKRA, ADAC & Co. einig.
In welchem Monat sollte man die Reifen wechseln?
Beim Reifenwechsel gilt die O bis O-Regel : Winterreifen von Oktober bis Ostern und Sommerreifen von Ostern bis Oktober. Diese Faustregel gibt aber nur eine grobe Orientierung. Gerade im aktuellen Jahr 2021 haben viele das Reifenwechseln durch den erneuten Wintereinbruch nach Ostern etwas nach hinten verschoben. Übrigens: Wer keine neuen Reifen benötigt, wechselt in der Regel die „Räder“ und nicht die „Reifen“ – aber das soll hier nur mal so am Rande, der Vollständigkeit halber, erwähnt werden.
Reifen selbst wechseln, oder besser in die Werkstatt?
Rund 20 Prozent der Bundesbürger wechseln die Reifen selbst. Dieses Jahr dürften es aufgrund der Corona-Krise wieder deutlich mehr sein. Ob Kfz-Werkstatt oder selber machen – beides bietet Vorteile:
Reifenwechsel in der Werkstatt
- Bei neuen Reifen quasi alternativlos (Reifenmontage auf Felgen, Auswuchten, …)
- Beurteilung der alten Reifen
- Fachmännischer Reifenwechsel
- Räder werden bei Bedarf ausgewuchtet
- Altreifen werden fachgerecht entsorgt
- Einlagerung der Reifen möglich
- Kein Kauf von Spezialwerkzeug erforderlich
Reifenwechsel selber machen
- Man spart sich die Werkstattkosten
- Keine Wartezeiten
- Zeitpunkt ist flexibel wählbar
Was braucht man für den Räderwechsel?
Wer den Räderwechsel selbst professionell erledigen will, sollte sich eine qualitativ hochwertige Ausstattung leisten:
- Wagenheber (möglichst hydraulisch)
- Drehmomentschlüssel
- Drahtbürste für verrostete Schrauben
- Schmierfett für einfacheres Schraubenaufdrehen
- Profiltiefenmesser
- 12-Volt-Kompressor
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Reifenwechsel – so geht’s
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Fahrzeug sichern
- Fahrzeug auf einer ebenen Fläche abstellen
- Handbremse anziehen
- Den ersten Gang einlegen
- Bei einer Automatikschaltung den Hebel auf „P“ stellen.
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Radschrauben lösen
- Sämtliche Schrauben des Rades um eine Viertelumdrehung lösen
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Aufbocken
- Platzieren Sie den Wagenheber unter der dafür vorgesehenen (verstärkten) Stelle am Autorahmen
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Winterräder abschrauben
- Schrauben komplett lösen
- Reifen abnehmen
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Kontrollieren und reinigen
- Reinigen Sie die Radauflagefläche
- Kontrollieren Sie bei der Gelegenheit die Bremsanlage. Sind Rillen in der Bremsscheibe erkennbar, muss diese gewechselt werden
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Sommerräder anschrauben
- Montieren Sie die Räder am Fahrzeug und ziehen Sie die Schrauben fest
- Reifen, die beim Pkw in der vergangenen Saison vorne waren, nun hinten aufziehen und umgekehrt. Reifen niemals diagonal tauschen, wegen der Laufrichtung!
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Fahrzeug abbocken
- Lassen Sie das Fahrzeug mit dem Wagenheber so weit herunter, dass die Reifen den Boden berühren.
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Schrauben nachziehen
- Ziehen Sie die Radschrauben nun über kreuz fest. Verwenden Sie hierzu unbedingt einen Drehmomentschlüssel. Die Werte für die Anzugskraft in Newtonmeter (Nm) entnehmen Sie der Bedienungsanleitung. Achtung: Alufelgen, die mit zu hoher Kraft angezogen werden, können leicht dadurch beschädigt werden.
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Wagenheber entfernen
- Lassen Sie das Fahrzeug nun vollständig herunter. Entfernen Sie den Wagenheber
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Reifen kennzeichnen und einlagern
- Kennzeichnen Sie die ausgebauten Reifen mit Kreide (vorne links = VL, vorne rechts = VR etc.)
- Nun können Sie die Reifen einlagern
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Luftdruck kontrollieren
- Überprüfen Sie den Reifendruck mit einem Reifenluftdruckprüfgerät. Den optimalen Wert entnehmen Sie der Betriebsanleitung. Manchmal findet sich ein Hinweis im Tankdeckel oder der B-Säule bei geöffneter Tür.
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Schrauben nachziehen
- Nach dem Radwechsel sollten die Radmuttern nach rund 100 Kilometern nochmal nachgezogen werden.
Fertig! Wir wünschen allzeit gute Fahrt.
Fotos: Nürnberger Versicherung (Profiltiefe); DEKRA (DOT-Nummer); annca
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(Ostern);
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(Reifenwechsel)